Am Samstag, dem 1. Dezember 1990, passierte unter dem Ärmelkanal etwas, das sich fast wie ein Film-Moment anfühlt: Nach Jahren des Bohrens trafen sich britische und französische Tunnelbauer erstmals „im Bauch“ des entstehenden Eurotunnels. Durch ein kleines Bohrloch reichten sie einander die Hände – ein symbolischer Handschlag, 40 Meter unter dem Meeresboden.
Dieser Durchschlag war nicht nur ein technischer Meilenstein. Er war auch ein emotionales Zeichen dafür, dass ein Jahrhundertprojekt wirklich Realität wird.
Ein Moment, der Europa näher zusammenrückte
Stell dir das mal vor: Zwei Teams, die von zwei Ländern aus durch Kreide und Gestein vorstoßen, treffen sich exakt im geplanten Korridor. Kein „ungefähr“, kein „fast“, sondern auf den Punkt. Genau das gelang am 1. Dezember 1990 im Servicetunnel, einer von drei Röhren des gesamten Eurotunnel-Systems.
Die Szene ging um die Welt:
- Philippe Cozette (Frankreich) und Graham/Robert Fagg (Großbritannien) waren die Bergleute, die sich schließlich durch die Öffnung die Hand reichten und Fahnen austauschten.
- Der Durchstoß erfolgte gegen 12:12–12:13 Uhr (MEZ/CET).
Es war der Moment, in dem klar wurde: Der Tunnel wird funktionieren. Ab hier ging es nicht mehr ums „Ob“, sondern nur noch ums „Wann“.
Warum der Durchschlag so ein Riesending war
Der Eurotunnel (international oft „Channel Tunnel“ oder „Chunnel“ genannt) war von Beginn an eine Ingenieurswette gegen die Natur:
- Bohren unter dem Meer
Unter Wasser zu bauen heißt: permanent gegen Druck, Wasser und geologische Überraschungen arbeiten. Dass sich zwei Röhren im Niemandsland unter dem Ärmelkanal treffen, ist Präzisionsarbeit auf höchstem Niveau. - Ein Projekt mit langer Vorgeschichte
Ideen für eine feste Verbindung zwischen England und Frankreich gab es schon im 19. Jahrhundert – aber erst Ende des 20. Jahrhunderts war Technik, Geld und politischer Wille groß genug. - Symbol für Zusammenarbeit
Der Handschlag war mehr als PR: Er stand für grenzüberschreitende Teamarbeit, lange bevor „europäische Infrastruktur“ ein Buzzword wurde.
Was danach passierte: Von 1990 bis zur Eröffnung
Der Durchschlag war „nur“ der erste große Etappensieg. Danach ging’s weiter mit:
- Ausbau der beiden Bahntunnel parallel zum Servicetunnel
- Installation von Gleisen, Sicherheitssystemen, Belüftung und Notfall-Infrastruktur
Erst am 6. Mai 1994 wurde der Eurotunnel offiziell eröffnet – durch Queen Elizabeth II. und den französischen Präsidenten François Mitterrand.
Heißt: Zwischen dem emotionalen Durchschlag 1990 und dem ersten regulären Zugbetrieb lagen noch über drei Jahre harte Arbeit.
Fun Facts zum Eurotunnel-Durchschlag
- Der Treffpunkt lag 14 Meilen vor der englischen Küste und rund 10 Meilen vor Frankreich.
- Insgesamt arbeiteten tausende Ingenieur:innen und Mineure mit riesigen Tunnelbohrmaschinen an drei Röhren gleichzeitig.
- Der Servicetunnel war absichtlich zuerst dran – er diente später als Sicherheits- und Wartungsröhre.
Warum uns dieser Tag heute noch was angeht
Wenn du heute in knapp 35 Minuten mit dem Zug von Frankreich nach England fährst, wirkt das fast normal. Aber dieser Komfort hängt an Momenten wie dem 1. Dezember 1990.
Der Durchschlag im Eurotunnel zeigt ziemlich eindrucksvoll:
- was möglich ist, wenn Technik und Mut zusammenkommen
- wie sehr Infrastruktur Politik und Alltag verändern kann
- und dass ein Handschlag zur richtigen Zeit Geschichte schreiben kann
Schlussgedanke
Der 1. Dezember 1990 war der Tag, an dem Europa buchstäblich unter dem Meer zusammenwuchs. Ein Durchbruch aus Kreide und Stahl – und gleichzeitig einer aus Symbolik und Zukunft.
Wenn dich solche „Unter-der-Oberfläche“-Geschichten interessieren, stöber gern weiter auf dem Blog – ich hab da noch ein paar echte Bauwerk-Bretter in der Pipeline.
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