Es gibt politische Momente, die bleiben – auch dann, wenn die Jahre sie längst überholt haben. Der 22. November 2005 war genau so ein Tag. Angela Merkel wird zur ersten Bundeskanzlerin Deutschlands gewählt. Eine Frau. Eine Ostdeutsche. Eine Wissenschaftlerin. Ein Aufbruch, der vielen damals fast surreal vorkam.
Sie stand da mit ihrer typisch ruhigen Art, fast bescheiden – und dennoch war sofort klar: Hier beginnt ein neues Kapitel.
⭐ Vom Labor ins Kanzleramt – Eine ungewöhnliche Reise
Was mich immer fasziniert hat: Merkel kam aus der Physik. Keine klassische Politikschule, kein rhetorischer Pomp, keine Parteijugend-Laufbahn.
Und vielleicht war es genau das, was Deutschland zu diesem Zeitpunkt brauchte:
Sachlichkeit statt Show – Analyse statt Aktionismus.
Gerhard Schröders Agenda-Politik hatte das Land polarisierter hinterlassen als erwartet. Viele suchten Halt, Stabilität, jemanden, der nicht die nächste große Vision verkauft, sondern erst einmal sortiert. Und das konnte Merkel.
🇩🇪 Der historische Moment im Parlament
Der Bundestag war voll, die Spannung greifbar. Und dann passierte das, was international Schlagzeilen machte. Merkel wird Kanzlerin – und Deutschland schreibt Geschichte.
Ihr erstes Kabinett: ein Mix aus Erfahrung, Pragmatismus und Kompromissen. Die große Koalition war sicher nicht die romantischste politische Konstruktion – aber sie wurde zu einem der prägendsten Kapitel der deutschen Nachkriegspolitik.
🔍 Ein Blick zurück: Warum Merkels Außenpolitik heute kritisch bewertet wird
Fast 20 Jahre später sehen viele Menschen – und Expert*innen – Angela Merkels außenpolitische Entscheidungen deutlich kritischer. Und das ist wichtig, denn historische Ereignisse verdienen einen ehrlichen Blick aus der Distanz.
1. Russische Energieabhängigkeit – ein diplomatischer Blindspot?
Damals wirkte es logisch: günstiges Gas, stabile Beziehungen zu Russland. Doch heute wissen wir, wie fatal die Abhängigkeit war – insbesondere mit Nord Stream.
2. Die wirtschaftliche Nähe zu China
Die Partnerschaft florierte. Doch im Rückblick fragen viele:
Haben wir unsere Lieferketten in eine gefährliche Richtung entwickelt?
3. „Merkelsches Abwarten“ – Stärke oder Schwäche?
Ihr diplomatischer Stil brachte oft Ruhe, aber manchmal auch Stillstand. Während Europa an Einfluss verlor, stieg die weltpolitische Komplexität.
🔚 Mein Fazit
Die Wahl Angela Merkels war ein Symbol: für Wandel, für Hoffnung, für ein wiedervereintes Land, das endlich auch im höchsten Amt zusammenwuchs.
Sie war nüchtern, analytisch, nie laut – und genau das machte sie so prägend. Doch mit dem Blick von heute müssen wir auch sagen:
Nicht jede Entscheidung war strategisch weitsichtig.
Und genau diese Mischung macht 2005 so spannend – politisch wie historisch.
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