Am 29. Dezember 1890 ereignete sich in Wounded Knee, South Dakota, eines der dunkelsten Kapitel der US-amerikanischen Geschichte. Rund 300 Lakota-Sioux, darunter zahlreiche Frauen und Kinder, wurden von Soldaten der US-Armee getötet. Das Massaker gilt heute als symbolisches Ende der Indianerkriege – und als Mahnmal für Unterdrückung, Gewalt und kulturelle Zerstörung.
Die Vorgeschichte: Angst, Kontrolle und Missverständnisse
Im späten 19. Jahrhundert befanden sich die indigenen Völker Nordamerikas in einer existenziellen Krise. Ihr Land war systematisch enteignet worden, traditionelle Lebensweisen zerstört und ganze Stämme in Reservate gezwungen. Hunger, Krankheiten und Hoffnungslosigkeit prägten den Alltag.
In dieser Situation verbreitete sich unter den Lakota die sogenannte Geistertanz-Bewegung. Sie versprach spirituelle Erneuerung, das Ende der weißen Vorherrschaft und die Rückkehr der Ahnen. Für viele Native Americans war sie ein letzter Hoffnungsschimmer. Für die US-Regierung hingegen galt sie als potenzielle Bedrohung.
Eskalation am Wounded Knee Creek
Ende Dezember 1890 wollte eine Einheit der US-Armee eine Gruppe Lakota unter Führung von Chief Big Foot entwaffnen. Die Gruppe war geschwächt, viele waren krank und unterkühlt. Während der Waffenabgabe kam es zu einem Gerangel – ein Schuss löste Panik aus.
Was folgte, war ein massives Blutbad. Die Soldaten eröffneten das Feuer mit Gewehren und Hotchkiss-Geschützen. Innerhalb kurzer Zeit lagen Hunderte Lakota tot im Schnee. Viele wurden auf der Flucht erschossen, andere starben später an ihren Verletzungen.
Opfer und Verantwortung
Schätzungen gehen von etwa 250 bis 300 getöteten Lakota-Sioux aus. Auf Seiten der US-Armee starben 25 Soldaten, teils durch eigenes Feuer. Trotz der enormen Opferzahl wurden 20 Medaillen of Honor an beteiligte Soldaten verliehen – ein Umstand, der bis heute scharf kritisiert wird.
Historiker sind sich weitgehend einig: Wounded Knee war kein Gefecht, sondern ein Massaker. Die militärische Überlegenheit und die Situation der Lakota lassen kaum Raum für eine andere Bewertung.
Bedeutung für die Geschichte der USA
Das Massaker von Wounded Knee markiert das Ende der bewaffneten Konflikte zwischen den Vereinigten Staaten und den indigenen Völkern der Great Plains. Es steht symbolisch für eine Politik, die auf Assimilation, Zwang und Gewalt setzte.
Bis heute ist Wounded Knee ein zentraler Erinnerungsort für Native Americans. 1973 wurde der Ort erneut weltbekannt, als Aktivisten des American Indian Movement ihn besetzten, um auf fortdauernde Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen.
Erinnerung und Aufarbeitung
In den letzten Jahrzehnten wächst das Bewusstsein für die historische Verantwortung. Museen, Gedenkstätten und Bildungsprogramme befassen sich zunehmend mit der Perspektive der indigenen Bevölkerung. Dennoch bleibt die vollständige Anerkennung des Massakers als staatliches Unrecht ein offenes Thema.
Wounded Knee erinnert uns daran, wie gefährlich Angst, Entmenschlichung und Machtmissbrauch sein können – und warum historische Aufarbeitung unverzichtbar ist.
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