Am 4. Dezember 1971 war Montreux eigentlich nur ein weiterer magischer Konzertabend am Genfersee. Doch diese Nacht wurde zu einem dieser seltenen Momente, in denen Geschichte, Chaos und Rock’n’Roll kollidieren – und am Ende ein Song entsteht, den fast jeder Mensch auf der Welt schon mal gehört hat.
Denn genau am 4.12.1971 ging das berühmte Montreux Casino in Flammen auf – während eines Konzerts von Frank Zappa & The Mothers of Invention. Deep Purple, die dort am nächsten Tag ihr neues Album aufnehmen wollten, standen plötzlich ohne Studio da… und schrieben aus dem Schock heraus „Smoke on the Water“.
Lass uns gemeinsam zurückspringen in diese Nacht.
Montreux vor dem Feuer: Warum Deep Purple ausgerechnet hier aufnehmen wollten
Montreux war Anfang der 70er nicht nur Postkarten-schön, sondern auch Musik-Hotspot. Das Montreux Jazz Festival zog jedes Jahr internationale Stars an, und das Casino war eine zentrale Festival-Location. Festivalchef war der Schweizer Musikpromoter Claude Nobs – bestens vernetzt und später eine Schlüsselfigur dieser Story.
Deep Purple kamen Ende 1971 nach Montreux, weil sie ihr nächstes Album „Machine Head“ unter besonderen Bedingungen aufnehmen wollten: nicht in einem sterilen Studio, sondern „live-artig“ in einer großen Venue. Dafür hatten sie das Rolling Stones Mobile Studio gebucht – ein komplettes Tonstudio auf Rädern. Es stand schon neben dem Casino bereit.
Der Plan war simpel:
Ab dem 5. Dezember 1971 sollte im Casino aufgenommen werden. Doch dann kam der Abend davor.
Die Nacht vom 4. Dezember 1971: „Some stupid with a flare gun…“
Am 4. Dezember 1971 ging die Band – wie so viele andere – ins Casino-Theater, um Frank Zappa & The Mothers of Invention zu sehen. Das Konzert lief gut, die Stimmung war wild, ein typischer Zappa-Abend eben.
Dann passierte es:
Ein Zuschauer schoss eine Leuchtpistole (flare gun) Richtung Decke. Das Casino war innen teils mit brennbarem Material verkleidet – und die Fackel setzte die Decke sofort in Brand.
Zappa reagierte erstaunlich ruhig und lotste die Leute zur Evakuierung. Die Feuerwehr war in wenigen Minuten da, trotzdem fraß sich das Feuer rasend schnell durchs Gebäude. Das Ergebnis dieser Nacht vom 4.12.1971:
Das Montreux Casino brannte komplett nieder.
Das Wichtigste: Niemand kam ums Leben, weil die Räumung geordnet verlief und die Helfer extrem schnell reagierten.
„Smoke on the Water“ – das Bild, das wirklich jeder sah
Deep Purple beobachteten den Brand später aus der Nähe ihres Hotels. Über dem Genfersee hing eine dicke, schwarze Rauchsäule.
Genau dieses Bild landet später fast wortwörtlich im Song:
- Rauch über dem Wasser
- Feuer am Himmel
- Das „Gambling House“ (Casino) brennt
Der Song ist also kein Mythos, sondern eine ziemlich genaue Reportage über den 4. Dezember 1971.
Wer war „Funky Claude“?
Wenn du „Smoke on the Water“ kennst, kennst du auch „Funky Claude“. Das war Claude Nobs, der Chef des Montreux Jazz Festivals.
In der Feuer-Nacht vom 4.12.1971 rannte Nobs immer wieder ins brennende Gebäude, um Menschen herauszuholen. Deep Purple waren beeindruckt – und verewigten ihn im Song.
Ohne Claude wäre die Geschichte wahrscheinlich nicht nur weniger heroisch, sondern hätte Deep Purple auch logistisch komplett versenkt.
Album gerettet: Aufnahmen im Pavillon und im Grand Hôtel
Nach dem Brand am 4. Dezember 1971 war klar:
Kein Casino. Kein Studio. Kein Plan.
Aber Deep Purple hatten das Mobile Studio gebucht und mussten liefern. Claude Nobs organisierte ihnen Ersatz – und so wurde der Rest von „Machine Head“ zu einer Impro-Odyssee:
- The Pavillon
Eine nahegelegene Halle. Hier starteten sie die Sessions, aber die Band war so laut, dass die Polizei die Aufnahme abbrechen ließ. - Grand Hôtel de Territet (Hôtel des Alpes-Grand Hôtel)
Ein saisonbedingt fast leeres Hotel. Deep Purple zogen ein, parkten das Rolling-Stones-Studio draußen und nahmen in Zimmern und Fluren auf – Matratzen als Schalldämmung inklusive.
Die Recording-Phase lief dann grob vom 6. bis 21. Dezember 1971 – also direkt nach der Brandnacht.
Wie der Song entstand: Riff zuerst, Geschichte danach
Das berühmte Riff kam relativ schnell – Ritchie Blackmore spielte es als „Jam-Idee“, Jon Lord legte die Orgel-Dopplung drauf, und plötzlich war da dieser hypnotische Groove.
Als klar wurde, dass ihnen wegen des Chaos ein Song auf dem Album fehlte, nahmen sie die Nummer ernsthaft auf.
Den Titel „Smoke on the Water“ brachte Bassist Roger Glover ins Spiel – laut späteren Schilderungen, nachdem ihm dieser Satz im Halbschlaf/Traum hängen geblieben war, während vor seinem inneren Auge immer noch der Rauch vom 4. Dezember 1971 über dem See stand.
Warum der 4. Dezember 1971 Rockgeschichte schrieb
Man kann’s kaum übertreiben:
Ohne den Brand am 4.12.1971 gäbe es wahrscheinlich
- kein „Smoke on the Water“
- ein anderes „Machine Head“-Album
- und vielleicht nicht dieses eine Riff, das Generationen zum Gitarrespielen gebracht hat.
Aus einem Desaster wurde ein Mythos – und aus einem Mythos ein Song, der bis heute jedes Stadion, jede Rockkneipe und jede Gitarren-Anfänger-Session zuverlässig anzündet (diesmal im guten Sinne).
Fun Facts zum Montreux-Brand (4. Dezember 1971)
- Die Feuer-Durchsage und Teile der Evakuierung sind auf Zappa-Bootlegs dokumentiert.
- Das Casino wurde später wieder aufgebaut und ist bis heute eine wichtige Venue in Montreux.
- Deep Purple kehrten über die Jahre oft nach Montreux zurück – der Ort blieb ihre ganz persönliche Rock-Gedenkstätte.
Schlussgedanke
Der 4. Dezember 1971 ist so ein Datum, das beweist: Rockgeschichte passiert nicht nur in Studios oder auf Bühnen, sondern manchmal mitten im Chaos. Eine Leuchtpistole, ein brennendes Casino, ein See voller Rauch – und am Ende ein Song, der unsterblich wird.
Wenn du das nächste Mal „Smoke on the Water“ hörst, stell dir kurz die Nacht vom 4.12.1971 vor. Nicht nur das Riff – sondern die echten Menschen, die echte Hitze und dieses irre „Wie-kann-das-sein?“-Gefühl, aus dem Kunst manchmal geboren wird.
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