Der Mont Blanc, der majestätische Wächter der Alpen, ist ein Ort von atemberaubender Schönheit – und tragischer Geschichte. Am 3. November 1950 wurde dieser Berg zum Schauplatz eines Unglücks, das die junge indische Luftfahrt tief erschütterte: der Absturz der „Malabar Princess“, einer Lockheed Constellation der Air India. Es ist eine Geschichte über Pioniergeist, menschliches Versagen und ein Wrack, das der Berg bis heute nicht ganz freigibt.
Machen Sie sich bereit für eine Reise zurück in die frühen Tage der zivilen Luftfahrt, als Fliegen noch ein echtes Abenteuer war.
Der Stolz Indiens: Die „Malabar Princess“
Die Lockheed L-749A Constellation war in den 1940er Jahren der Inbegriff von Luxus und Fortschritt. Mit ihren elegant geschwungenen Linien und den drei Leitwerken war sie ein echter Hingucker. Die „Malabar Princess“ (Kennzeichen VT-CQP) war eines der ersten Flugzeuge, mit denen die neu gegründete Air India ihre internationalen Ambitionen unterstrich. Sie flog die prestigeträchtige Route von Bombay nach London – ein Symbol für das unabhängige Indien, das sich auf der Weltbühne präsentierte.
Am 2. November 1950 hob Flug AI 245 in Bombay ab. An Bord waren 40 Passagiere und 8 Besatzungsmitglieder. Die Stimmung war wahrscheinlich ausgelassen. Man war auf dem Weg nach Europa, das Ziel war London, mit einem geplanten Zwischenstopp in Genf.
Die Schicksalsnacht über den Alpen
Die Reise verlief planmäßig, bis die „Malabar Princess“ in den frühen Morgenstunden des 3. November die Alpen erreichte. Das Wetter war schlecht, die Sichtverhältnisse schwierig.
Der Flugkapitän, ein erfahrener Pilot, bereitete sich auf den Anflug auf Genf vor. Doch hier begann die Kette der tragischen Ereignisse.
Was geschah wirklich?
Die Untersuchung ergab später, dass die Piloten glaubten, sie hätten die Bergkette bereits überflogen. Sie begannen ihren Sinkflug zu früh.
•Der fatale Irrtum: Die Crew meldete, dass sie die Stadt Grenoble überflogen hätten und nun mit dem Sinkflug beginnen würden. Tatsächlich befanden sie sich aber noch weit südöstlich von Grenoble und direkt über dem höchsten Massiv Europas.
•Die Höhe: Die Piloten sanken auf eine Höhe von etwa 4.700 Metern ab – direkt in die Flanke des Mont Blanc.
Um 10:43 Uhr Ortszeit (LT) zerschellte die „Malabar Princess“ am Rocher de la Tournette, einem Felsvorsprung in der Nähe des Gipfels. Alle 48 Menschen an Bord starben augenblicklich.

Die Suche und das ewige Eis
Die Nachricht vom Absturz schockte die Welt. Die Such- und Rettungsaktionen waren extrem schwierig. Das Wrack lag in einer unzugänglichen, eisigen Region. Es dauerte Tage, bis die Retter die Absturzstelle erreichten.
Der Mont Blanc, der die Überreste der „Malabar Princess“ verschluckt hatte, sollte sie für lange Zeit nicht wieder freigeben.
Ein Berg als Zeitkapsel
Die Geschichte der „Malabar Princess“ endete nicht 1950. Sie wurde zu einem Teil der Gletscher.
•1966: Nur 16 Jahre später ereignete sich ein weiteres, noch größeres Unglück: Air India Flug 101, ebenfalls eine Constellation, stürzte fast an der gleichen Stelle ab.
•Die Funde: Über die Jahrzehnte hinweg spuckte der schmelzende Glacier des Bossons immer wieder Teile der Wracks aus. Gepäckstücke, Briefe, Zeitungen und sogar menschliche Überreste tauchten auf.
•2013: Ein französischer Bergsteiger fand eine Schatztruhe mit Juwelen, die vermutlich aus dem Absturz von 1966 stammten.
•2017: Ein Hobbyforscher entdeckte die sterblichen Überreste einer Frau, die dem Absturz von 1950 zugeordnet werden konnten.
Diese Funde sind eine makabre, aber faszinierende Verbindung zur Vergangenheit. Sie erzählen die Geschichte der Passagiere, deren Reise auf tragische Weise endete, und halten die Erinnerung an die „Malabar Princess“ wach.
Fazit: Eine Mahnung aus dem Eis
Der Absturz der „Malabar Princess“ war ein Weckruf für die zivile Luftfahrt. Er führte zu Verbesserungen bei den Navigationsverfahren und der Ausbildung der Piloten, insbesondere im Umgang mit bergigem Gelände und schlechtem Wetter.
Die Tragödie am Mont Blanc bleibt ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Luftfahrt. Doch die Geschichte der „Malabar Princess“ ist auch eine Geschichte über die unaufhaltsame Kraft der Natur und die Art und Weise, wie die Berge ihre Geheimnisse über Jahrzehnte bewahren – und sie uns manchmal, Stück für Stück, zurückgeben.
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