Am 9. Dezember 1987 hat Microsoft Windows 2.0 (Windows 2.x) veröffentlicht – und ehrlich gesagt: Dieses Release bekommt viel zu selten Applaus. Klar, der große Durchbruch kam erst mit Windows 3.0 und später Windows 95. Aber ohne Windows 2.x hätte es diese Erfolgsgeschichte sehr wahrscheinlich nicht gegeben. Schauen wir uns an, warum ausgerechnet diese „Zwischenversion“ ein echter Meilenstein war – technisch, kulturell und sogar juristisch.
Was war Windows 2.0 eigentlich?
Windows 2.0 war keine komplette Neuentwicklung eines Betriebssystems, sondern eine grafische Benutzeroberfläche (GUI) für MS-DOS-PCs – also ein visuelles „Overlay“, das DOS benutzbarer machen sollte. Es war der direkte Nachfolger von Windows 1.0 und erschien offiziell am 9.12.1987.
Während Windows 1.0 noch sehr „starr“ wirkte, hat Microsoft mit Windows 2.x das Interface spürbar erwachsener gemacht. Und das in einer Zeit, in der viele Leute noch nicht mal wussten, wozu man eine Maus brauchen sollte.
Die Killer-Neuerung: Fenster durften sich endlich überlappen
Der große Wow-Moment war simpel – aber revolutionär: Fenster konnten sich überlappen und frei in der Größe verändert werden.
Heute klingt das nach „na gut, und sonst?“. 1987 war das aber der Schritt von einem Kachel-Desktop zu echter Desktop-Freiheit. Plötzlich konntest du Programme so anordnen, wie du wolltest. Multitasking fühlte sich zum ersten Mal wirklich „grafisch“ an – nicht nur wie DOS mit hübscher Tapete.
Dazu kamen:
- Desktop-Icons (Endlich nicht mehr nur Menüs)
- Tastenkürzel und neue Begriffe wie „Minimieren“ und „Maximieren“
- VGA-Support mit bis zu 16 Farben – damals eine kleine Farbexplosion auf dem Bildschirm.
Kurz: Windows 2.0 machte aus dem PC einen Ort, an dem man sich visuell orientieren konnte.
Windows/286 und Windows/386: Zwei Welten unter einem Dach
Windows 2.x kam in zwei Varianten:
- Standard-Windows 2.0 für 8086/8088-Prozessoren
- Windows/386 als fortschrittliche Version für den Intel 80386.
Gerade Windows/386 war spannend, weil es mehrere DOS-Programme parallel laufen lassen konnte (eine Art früher Multitasking-Boost). Das war ein großer Schritt Richtung moderner Betriebssystem-Logik – auch wenn es noch ziemlich „Experimental-Charme“ hatte.
Die Office-Welt wird grafisch: Word und Excel auf Windows
Ein weiteres, oft unterschätztes Detail: Windows 2.0 war die Plattform, auf der Microsoft Word und Excel als Windows-Programme richtig Fuß fassten.
Damit begann Microsoft, sein eigenes Ökosystem aufzubauen:
GUI + Produktiv-Apps + Hardware-Partnerschaften = Windows-Zukunft.
Für Nutzer hieß das: Tabellen und Texte waren nicht mehr nur schwarze Buchstaben auf blauem DOS-Screen, sondern echte Fenster-Programme mit Menüs, Scrollbars und Mausbedienung. Das war ein Gamechanger, besonders im Business-Bereich.
Der Apple-Prozess: Windows 2.0 sorgt für Zoff
Und jetzt wird’s fast filmreif: Weil Windows 2.0 überlappende Fenster brachte, klagte Apple 1988 gegen Microsoft – mit dem Vorwurf, das Windows-Interface kopiere die Macintosh-Optik.
Der Rechtsstreit zog sich jahrelang hin, endete aber letztlich zugunsten von Microsoft. Rückblickend war das mehr als ein Nebenschauplatz: Es war ein Kampf um die Zukunft grafischer Benutzeroberflächen – und Windows 2.x stand mitten drin.
Warum Windows 2.x ein echter Wendepunkt war
Auch wenn Windows 2.0 damals nicht massenhaft PCs eroberte, war es ein entscheidender Zwischenschritt:
- Microsoft testete ein flexibleres GUI-Konzept.
- Entwickler bekamen eine brauchbarere Plattform für Windows-Software.
- Nutzer lernten den Desktop-Gedanken kennen – als Vorbereitung auf Windows 3.0.
Man könnte sagen: Windows 2.0 war die Generalprobe für den Siegeszug der 90er.
Fazit: Der 9.12.1987 war größer, als man denkt
Der 9. Dezember 1987 markiert nicht nur ein weiteres Release-Datum in der Microsoft-Chronik. Er steht für den Moment, in dem Windows beginnt, sich wie das Windows anzufühlen, das wir heute kennen: frei verschiebbare Fenster, Icons, Shortcuts, grafische Programme.
Windows 2.x ist vielleicht nicht der Star der Windows-Geschichte – aber definitiv der unsung hero, ohne den das große Finale nie funktioniert hätte.
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