Stell dir vor, du könntest von Berlin nach München auf einer brandneuen, schnurgeraden Straße rasen – ohne Ampeln, ohne Gegenverkehr. Was heute die A9 ist, hatte 1938 seine Wurzeln in einem der größten Bauprojekte des Nationalsozialismus: der Reichsautobahn (RAB).
Das Jahr 1938 markiert die Fertigstellung wichtiger Teilabschnitte dieser zentralen Nord-Süd-Verbindung (heutige A9). Es war ein Triumph der Technik und Logistik, der von der Propaganda des Regimes als Symbol für Fortschritt und Stärke gefeiert wurde.
Ein Meilenstein der Technik – Gefeiert und Instrumentalisiert
Die Autobahnen waren mehr als nur Straßen; sie waren ein Propagandawerkzeug. Sie sollten Arbeitsplätze schaffen und Deutschland als moderne, zukunftsorientierte Nation präsentieren. Die Strecke Berlin–München war dabei ein Prestigeobjekt.
- Der Mythos der Schnelligkeit: Die RAB versprach eine neue Ära des Reisens, obwohl die meisten Deutschen sich ein eigenes Auto gar nicht leisten konnten.
- Architektonische Meisterwerke: BrĂĽcken und Bauwerke entlang der Strecke wurden bewusst monumental und landschaftsverbunden gestaltet.
Wichtig: Auch wenn der Bau der Autobahnen begonnen wurde, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, wurde er schnell zu einem Mittel, um die Kriegswirtschaft vorzubereiten und die Ideologie des Regimes zu verbreiten.
đź“… Ein Tag in der Geschichte: Baufortschritt im Schatten der Gewalt
Wenn wir ĂĽber das Jahr 1938 und groĂźe Bauprojekte sprechen, dĂĽrfen wir die dĂĽstere Kehrseite dieser Zeit nicht vergessen. Gerade in Verbindung mit diesem Datum – der Fertigstellung eines wichtigen Autobahnteils – fällt oft der Blick auf den 9. auf 10. November 1938, die Nacht, in der die Pogromnacht (auch „Reichskristallnacht“ genannt) begann.
Wissenswert: In Frankfurt am Main, wo an die Pogromnacht erinnert wird, finden die Gedenkveranstaltungen historisch bedingt oft schon am 5. November statt. Dies verdeutlicht, wie nah Fortschritt und barbarische Gewalt in diesem Jahr beieinanderlagen.
Die stolze Einweihung einer modernen Verkehrsanlage fand also in einer Zeit statt, in der die systematische Verfolgung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung ihren grausamen Höhepunkt fand. Dies zeigt den zynischen Widerspruch des Regimes: Bauwerke des Fortschritts wurden inmitten Verbrechen gegen die Menschlichkeit errichtet.
Das Vermächtnis heute
Die heutige Bundesautobahn A9 ist ein essenzieller Teil unseres modernen Verkehrsnetzes, der auf dieser historischen Trasse basiert. Doch wenn wir heute mit dem Auto von Berlin nach MĂĽnchen fahren, sollten wir uns bewusst sein: Diese StraĂźe ist nicht nur ein Bauwerk, sondern auch ein Mahnmal. Sie erinnert uns daran, dass technische Errungenschaften immer im historischen Kontext betrachtet werden mĂĽssen und dass Fortschritt niemals die Verbrechen der Vergangenheit ĂĽberschatten darf.
Fazit
Die Reichsautobahn Berlin–München von 1938 steht für den propagandistischen Aufbauwahn des NS-Regimes. Sie ist ein spannendes, aber auch zutiefst ambivalentes Kapitel der deutschen Verkehrsgeschichte, das untrennbar mit den Schrecken des Jahres 1938 verbunden bleibt.
âť“ Was denkst du? Wusstest du, dass die heutige A9 auf diesem propagandistischen Bauprojekt basiert? Schreib uns deine Gedanken in die Kommentare!
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